Corona: Unmut in Russlands Gefängnissen

Weltweit kommen Häftlinge wegen der Corona-Pandemie frei, aber nicht in Russland. Menschenrechtler warnen, dass sich der russische Strafvollzug noch weiter abschottet. Die Lage in den Gefängnissen ist beunruhigend.

Die russische Strafvollzugsbehörde meldete Ende April, landesweit seien rund 270 Mitarbeiter und 40 Gefangene auf das Coronavirus positiv getestet worden. Doch keiner der Infizierten habe einen schweren Krankheitsverlauf. Bis Ende April wurden angeblich fast 19.000 Corona-Tests im Strafvollzug durchgeführt. Insgesamt sitzt eine halbe Million Menschen in russischen Gefängnissen, die von rund 300.000 Mitarbeitern bewacht werden.

Olga Romanowa von der Menschenrechtsinitiative Rus Sidjaschaja (Sitzendes Russland), befürchtet, dass es in Wirklichkeit viel mehr Infizierte gibt. Seit März verfolgt die Initiative die Corona-Lage im Strafvollzug. Informationen kommen von den Häftlingen, ihren Anwälten und Angehörigen, aber auch von den sogenannten Gesellschaftlichen Aufsichtskommissionen, die darüber wachen sollen, dass die Menschenrechte in den Gefängnissen eingehalten werden. In jüngster Zeit, so Romanowa, berichteten sogar Strafvollzugsbeamte darüber, was in den Anstalten passiert: „Sie haben Angst, denn sie wissen, dass sich niemand um sie sorgen wird.“

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Illustration (CC) T-Online