„Er ist abgekratzt!“
Heute vor 37 Jahren starb Leonid Breschnjew. Das Ende einer Epoche, auch wenn das damals noch niemand wirklich wusste. Es gab aber durchaus Ahnungen. Dazu ein kleine Geschichte: Mein Freund Arsenij Roginskij saß damals im Lager, weil er Breschnjew und Konsorten nicht mochte. Er war gerade als „Unruhestifter“ erneut verlegt worden. Im neuen Lager kam er, wie es Vorschrift war, erst einmal in die sogenannten „Quarantäne“. Dort in der Zelle war er allein, als an diesem 10. November 1982 die Zellentür aufging und der Wärter reinkam. In jeder Hand hielt er ein Flasche Wodka, stellte sie mit Schmackes auf den Tisch und presste mit einem tiefen Seufzer, nicht ohne eine gewisse Befriedigung, hervor: „Er ist abgekratzt!“ Die nun vergangene Zeiten gedenkend leerten sie die Flaschen. Alles weitere ist Geschichte.
Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Moskau bis 2015.