Unsere Vortragsreihe begann am Tag des russischen politischen Gefangenen in Stuttgart (Online-Übertragung)
Der Politologe Igor Eidman sendete live aus Stuttgart von dem Treffen mit russischen MenschenrechtsaktivistInnen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Lev Rubinstein, Yulia Galyamina, Alexey Polikhovich und andere Redner hielten Vorträge und beantworteten Fragen. Sie beschrieben die Situation mit den Freiheiten und Menschenrechten, berichteten über ihre Erfahrungen mit Verfolgung und Kommunikation mit den Sicherheitsdiensten der Russischen Föderation.
Der Historiker und Journalist Nikolai Rudensky führte eine detaillierte „chemische“ Analyse der russischen Fernsehpropaganda durch und betonte die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem modernen Russland und der UdSSR in diesem Bereich.
Der Dichter Lev Rubinstein reflektierte von der Bühne aus, wie die moderne russische Kultur versucht, eine religiös-patriotische Verbindung herzustellen.
Der ehemalige politische Gefangene Alexej Polichowitsch erzählte seine persönliche Geschichte des Widerstands.
Der Menschenrechtsaktivist Dmitri Piskunov sprach über den Kampf gegen Folter und Willkür im Nordkaukasus.
Die Politikerin Yulia Galyamina erzählte von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem politischen Kampf bei den russischen Wahlen und wie sie in einer Polizeizelle statt in der Moskauer Stadtduma landete. Die Bemerkung von Frau Galyamina, dass das gegenwärtige Regime in Russland nicht als Totalitarismus bezeichnet werden kann, wurde zu einer hitzigen Diskussion auf der Bühne und im Saal über die Feinheiten der politischen Klassifizierung und darüber, dass das Regime doch autoritär ist.
Im zweiten Teil der Sitzung wurden Fragen aus dem Publikum gestellt, ebenso wie Fragen, die vom Online-Publikum über Facebook gesendet wurden.
Die Fragen betrafen Prognosen zum russisch-ukrainischen Konflikt, zur Situation im Kaukasus sowie zu Trends in der russischen Zivilgesellschaft.
Sowohl dramatische Geschichten von gewöhnlichen demokratischen AktivistInnen als auch lustige Fälle wurden von der Bühne erzählt. Yulia Galyamina beschrieb z.B., wie ein Ermittler mit Maschinengewehrschützen bei ihrer älteren Mutter zu Besuch war.
Alexej Polichowitsch erzählte die Geschichte einer jungen Frau, die in einem Leopardenkostüm festgenommen, aber in dem Polizeibericht als eine Festgehaltene in Jeans und Jacke beschrieben wurde. Und kein Selfie in einem Leopardenkostüm aus dem Gefängnistransporter, die Zeugenaussage über das Leopardenkostüm und selbst die Anwesenheit der Angeklagten beim Prozess in dem Leopardenkostüm ließen die Richter den Polizeibericht in Zweifel ziehen. Yulia Galyamina nannte Russland dabei „ein Land der vereinfachten Absurdität“.
Die Simultanübersetzung erfolgte in deutscher Sprache.
Deutsch – Russisches Jahr der Menschenrechte
Das Projekt informiert deutsche Gesellschaft einschließlich des russischsprachigen Teils über die Lage in Bezug auf die Achtung der Menschenrechte in Russland; und die Russen – über die Situation in diesem Bereich in Deutschland. Unter Beteiligung des russischen Menschenrechtszentrums „Memorial“ und des Forums der russischsprachigen Europäer sowie mit Unterstützung des deutschen Auswärtigen Amtes realisiert.