Selikha

Selikha und ich sind gleich alt. Daher tat mir in der Seele weh, als ich die Entscheidung der EGMR gelesen habe, die gestern eine Verletzung ihrer Recht eine Familie zu haben anerkannt hat und als ich der weinenden Selikha davon erzählte.

Selikha wurde mit 16 Jahren verheiratet, nacheinander brachte sie fünf Mädchen zur Welt, und als sie mit ihrem sechsten Kind, einem Jungen, schwanger wurde, starb ihr Ehemann heldenhaft im Dienst. Der Staat gewährte der Witwe und den Waisen eine einmalige Entschädigung und eine monatliche Rente für den Verlust des Ernährers. Verwandte ihres verstorbenen Mannes wurden auf das Geld neidisch.

Erstens nahmen sie ihr das Geld weg unter dem Vorwand, dass die Frau selbst nicht richtig darüber verfügen könne. Selikha wurde gezwungen sie sogar nach Geld für Lebensmitteln für Kinder zu fragen.

Dann schlugen sie die Frau und jagten sie aus dem Haus hinaus, das sie mit ihrem Ehemann irgendwann zusammen gebaut hatte. Selikha, bei der eine Gehirnerschütterung diagnostiziert wurde, wurde zu ihrer Mutter gebracht und wie „unnötig“ da gelassen. Sechs Kinder wurden in verschiedene Familien von Brüdern  verteilt, die Polizeibeamte sind. Kinder wurden getrennt erzogen. Den Verwandten war auch das zu wenig. Sie beschlossen, dass Waisenkinder eine doppelte Rente erhalten würden, wenn sie nicht nur ihres Vaters, sondern auch ihrer Mutter beraubt würden. Und … sie reichten eine Klage gegen die elterlichen Rechte von Selikha ein.

Die Vormundschaftsbehörden sind zunächst zu dem Schluss gekommen, dass Selikha regelmäßig ihre elterlichen Pflichte wahrnimmt, und eine psychologische Untersuchung hat ergeben, dass eine weitere Trennung von Kindern und Mutter zu schweren Traumata führen würde. Der Experte stellte fest, dass Kinder keine emotionale Zuneigung zu den Angehörigen ihres verstorbenen Vaters haben, die die Klage eingereicht hatten. Das Gericht hat sich geweigert, der Mutter die elterlichen Rechte zu entziehen, und die Entscheidung ist in Kraft getretten.

Trotzdem haben die Gerichtsvollzieher die Kinder nicht Selikha zurückgebracht, und sechs Monate später wurde der Fall „aufgrund neu entdeckter Umstände“ wieder aufgenommen. Eine neue psychologische Untersuchung hat bereits gezeigt, dass die beiden ältesten Töchter mit 10 Jahren gegen ihre Mutter gestimmt sind und bei ihrem Onkel leben wollen. Die vier jüngsten Kinder wurden von niemandem befragt, man führte keine Sachverständigenprüfung durch. Den Kindern wurde gesagt, dass ihre Mutter sie verlassen habe, und wenn sie überhaupt über sie sprechen werden, würden sie entehrt und niemand würde sie heiraten.

Das tschetschenische Bezirksgericht von Naursk beraubte Selikha der elterlichen Rechte nachdem sie im Leben nichts anderes gesehen hatte als die Versorgung von sechs Kindern, die Schläge und die Beleidigung ihres Schwiegervaters. Das Gericht hat ihr auch vorgeschrieben Unterhaltskosten zugunsten der Brüder ihres verstorbenen Mannes zu zahlen.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat anerkannt, dass der Entzug der elterlichen Rechte gegen Artikel 8 der Konvention verstößt, der das Recht auf eine Familie garantiert, und beschloss, Selikha 30.000 EUR für immateriellen Schaden zu zahlen.

Selikha hat gestern gesagt: „Ich habe weder Vater noch Bruder, nur Frauen in der Familie. Sie haben Macht und wir haben nichts. Deshalb ist alles so.“ Selikha ist sehr, sehr schwer. Vor uns liegt ein großer Kampf um die Aufhebung der Entscheidung, Eltern ihre Rechte zu entziehen, um das Recht, ihre Kinder zu sehen.

 

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